Hervorhebungen in Texten

Hervorhebungen sollten mein nächsten Thema sein, das hatte ich Ihnen versprochen. Ein Beispiel haben Sie gerade erlebt: Die Sache, um die es geht, steht ganz am Satzanfang, besser noch, am Beginn des Absatzes. Gelegentlich werden die Sätze danach etwas verquer. Das fördert die Aufmerksamkeit weiter – und wo nicht, ist’s eine gute Ausrede.

Hervorhebungen ohne Umstellungen im Text bietet der Schriftsatz. Und jedes simple ›Word für Windows‹ hat heute schon Schriftsatz. Wir müssen uns also damit beschäftigen, können unseren ›Satz‹ nicht mehr allein dem gelernten Setzer überlassen.
J eder Setzer lebt in einer Zwickmühle: Schöner Schriftsatz ist unauffällig, gibt bei künstlerhaft leicht zugekniffenen Augen eine gleichmäßig graue Fläche, ohne Löcher, ohne Kleckse. Nur Überschriften oder Initialen, große Anfangsbuchstaben wie hier das J, dürfen hervorstechen – aber auch das ist mir eher misslungen, die Zeilenhöhen stimmen nicht und nicht die Durchschüsse (Zeilenabstände) ...
Der Auftraggeber aber möchte oft werbewirksame Hervorhebungen, mit denen er den Schriftsetzer quält und den Leser auch. Markennamen werden gerne grillenhaft gesetzt, sei es wider alle Rechtschreibung mit Großbuchstaben mitten im Wort (TeleTalk, orthographisch verboten, siehe Tipp ›Binnen-I‹), ganz klein (debis), oder – am schlimmsten – ganz GROSS (UNIX). Letzteres nennt man Versalien (früher auch Majuskeln) und stößt sich daran, wenn man den Text flüssig lesen will. (Gute Schriftsetzer schreiben ›Unix‹ und setzen unvermeidbare großbuchstabige Abkürzungen wie BASF oder PC in ›Kapitälchen‹, das sind eigens geformte »kleine« Versalien. Ich habe Ihnen das hier bei BASF und PC mit zwei Punkt kleiner gesetzten, normalen Versalien nachgebildet.) (Siehe auch Tipp Versalien.)

Doch leider ist Benetton-Werbung wirkungsvoller als die für einheimische Lodenmäntel; leider setzt sich oft das Ordinäre durch, selbst wenn bessere Schriftsetzer orthographisch unzulässige Absonderlichkeiten herauskorrigieren. (Ein böses Beispiel gedruckter Selbstinszenierung bietet der Spiegel.) Jedenfalls kämpft bei Werbung wie beim Schriftsatz das Auffallende meist mit dem guten Geschmack.

Kann man auch ›dezent‹ auffallen? Ich gebe Ihnen einmal eine erste Stufe. Das ist das Umschließen mit ganz kleinen Gänsefüßen, zu ertippen, wenn Sie sie nicht in der Sonderzeichentabelle (Einfügen, Sonderzeichen) suchen wollen, mit Alt0155 und Alt0139. (Alt-Taste festhalten und in der Zifferntastatur rechts 0155 tippen, dann die Alt-Taste wieder loslassen. Das Num-Lichtchen muss leuchten. Notebooks ohne Zifferntastatur vorher auf Num stellen. Siehe eigenen Tipp hier!)

Klammern, wie Sie sehen, fallen auch auf; Gedankenstriche – aber die richtigen, langen, Alt0150 oder StrgMinus – auch. Nur, sie transportieren wenig Inhalt. Die Amerikaner benutzen übrigens entweder unsere Gedankenstriche, oder – wenn sie wie das Time Magazine oder die National Geographic Society etwas besser Schrift setzen – den noch längeren Streckstrich (Alt0151, in HTML — oder ‚, siehe Sonderzeichen), davor und danach dann allerdings keine Leerstelle, etwa so: “Volunteers—the Republicans called them flushers—could call the voters ...” (Time Magazine 15. 11. 4)

Als nächstes kommt die »direkte Rede«, jedenfalls alles, was in normalen Gänsefüßen steht (Alt175 und Alt174). Bringen deshalb die Amerikaner so viele Zitate im Text? – Nein, sie tun’s eher, um authentisch zu sein und keine eigene Meinung haben zu müssen.

Übrigens: Ich mag die französischen Anführungszeichen, ob ›halb‹, ob »ganz«, viel lieber als die deutschen, ‚so‘ oder „so“, nie, nie “amerikanisch” bitte, nichteinmal "so"! Und das Auslassungszeichen, wenn wir dabei sind bitt’schön, ist höchstens bei eingestellter automatischer Wandlung in typographische Anführungen der ansonsten gerade Strich ' rechts neben dem Ä, sonst Alt0146 und ganz gewiss nicht ein Akzent grave ` oder aigue ´. (Leider versaut mir mein Word 97 beim Abspeichern Sonderzeichen wie die originalen Anführungszeichen und den Gedankenstrich. Sie können sich aber gewiss vorstellen, was ich meine. Fachleute melden! Tipps dazu: »französische Gänsefüßchen und Makros«, »Tastaturtreiber«.)

Weiter im Text: Kursivschrift, leicht schräggestellte Buchstaben also, ist die vornehmste Art aufzufallen, allerdings nur bei den wenigen Schriften, die noch einen echten, eigenen Kursivschnitt haben: Kursives muss sozusagen kurant und ein wenig nach Schreibschrift aussehen, darf nicht bloß eine nach rechts geneigte Normalschrift sein!

Dann gibt es noch g e s p e r r t e Schrift – was ich uns Hobbyschriftsetzern nicht empfehle, denn allzuleicht rutscht irgendwanneinmal später eine Zeilentrennung dazwischen. (Für Fachleute: Dagegen müssen die Leerzeichen ›geschützt‹ werden. Man bekommt sie mit CtrlShiftLeer beziehungsweise StrgUmschaltLeertaste. Sehen Sie sich diesen Text einmal mit angezeigten nichtdruckbaren Zeichen an.)

Danach kommt das Halbfette, doch das fällt schon sehr aus dem Text, jedenfalls bei Gedrucktem. Im Word gibt’s dafür nur ›fett‹, im Schriftsatz halb- und ganz fett.

Vergessen wir nicht die Farbe – auch das eine Möglichkeit, unangenehm aufzufallen. Farbe bekommen Sie mit Markieren, Format, Zeichen, Schrift, Farbe. (Pech, wenn Sie hier keine sehen; beschweren Sie sich beim Drucker!) Und das gelbe Gemarkere geht nur mit einem Cascading Style-Sheet, CSS, siehe hier und im Tipp übers Webseiten-Schreiben.

Unterstreichungen erinnern sehr an den Herrn Lehrer, tun aber gewiss ihre Wirkung. Mir zeigen sie Internet-Links an. Zum Schluss gibt es noch – statt schwarz auf weiß – das inverse, ›negative‹ Weiß auf Schwarz. Mit Word und in HTML bekomme ich das gottseidank nicht hin.

Und was hebt man hervor? Eigennamen zum Beispiel, einzelne Fremdwörter und Begriffe, um die es in einem Absatz geht, vielleicht sogar Satzteile. Den Absatz mit der Nachrichtenmeldung vorne, halbfett, oder eine kursive Einleitungsgeschichte.

Heben Sie hervor, wovon Sie meinen und wollen, daß es sich der Leser anstriche, wenn er’s nur täte. Machen Sie das gut, so tun Sie ihm, dem Schnelleser und Überflieger, einen Gefallen. Wenn Sie selbst allerdings nur ungern Bücher lesen, in denen ein anderer mit dem Bleistift markiert hat, dann fügen Sie’s auch keinem andern zu. Lassen Sie Hervorhebungen sein.

P.S. Wenn Sie auf Feinheiten achten, dann sehen Sie sich doch den Tipp mit den Sonderzeichen an. Fraktur ist auch interessant.
Ein schönes Glossar zur Schriftsetzerei bietet Jürgen F. Schopp in Finnland, neuerdings auch das Typolexikon.De Wolf Lumb schreibt hier schön über Typographie.

Links zum Thema Schriftsatz
Sprachtipp Fraktur
Sprachtipp »Franzosen«
Sprachtipp Sonderzeichen
Sprachtipp VERSALIEN
Sprachtipp Zahlen und Ziffern
National Geographic Style Manual (677 kByte)
Schreiben fürs Web – wie man gute Webseiten macht
Der Tipp mit dem Tastaturtreiber
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