gebrochene Tip 98: Sprach- und Schreibtipp Fraktur

Eine Schrift mit Tücken und Ligaturen
Auch Computer-Fraktur bewahrt nicht vor der s-Blamage. – Hier mehr zu Fraktur und neuer Rechtschreibung

Fraktur reden, das ist einfach. Fraktur schreiben, das hat so seine Tücken. Fraktur ist die alte »deutsche« Schrift mit den sonderbaren Großbuchstaben, die selbst die Fälscher der Hitlertagebücher in die Irre führten, die statt AH groß FH auf den Prunkband prägten. Die gotische Fraktur entstand um 1500, die »lateinische« Antiqua nur wenige Jahre später in der italienischen Renaissance. Dennoch hat die Antiqua (die »Alte«) die Fraktur (die »Gebrochene«) in Nord- und Osteuropa erst vor hundert Jahren verdrängt. Die Engländer sagen zu Fraktur übrigens Blackletter oder Gothic.
klick! In Deutschland wurde die Fraktur sogar erst mitten im zweiten Weltkrieg, 1941, durch eine Regierungsanordung abgeschafft. Mehr darüber schreibt Dr. Heinrich ten Wolde: Es war Martin Bormann, der berüchtigte »NSDAP-Reichsleiter«, der die »sogenannte gotische Schrift« am 3. Januar 1941 im Auftrag Adolf Hitlers verbot (siehe links). Fraktur wird dort als »Schwabacher Judenlettern« verteufelt. Hitler selbst hatte schon 1934 auf dem Reichsparteitag gegen die »gotische Schrift« gewettert. Allein die Vermengung der Begriffe »gotisch«, »Schwabacher« und »Judenlettern« zeigt, daß er ganz falsch lag.
    Die Schriftauswahl in Windows, wo bekanntlich alle Schriften am Bildschirm und am Drucker durch Pünktchen (Pixel) dargestellt werden, hat uns neugierig gemacht, warum da von der »Arial« über »Braggadocio« und »Desdemona« bis zur beliebten »Times New Roman« und den »Wingdings« alles zu finden ist, nur keine Fraktur. Dabei eignet sie sich gut für wohlhervorgehobene Überschriften und kleine Fest- und Feiertagstexte. Fraktur birgt Tradition. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung führt sie im Zeitungskopf und in Überschriften von Leitartikeln.
    Nur bitte: Fraktur-Großbuchstaben sollte man nie hintereinander verwenden: »BASF« oder »IBM« sehen in Fraktur einfach scheußlich aus. (Man belasse sie in ›Antiqua‹ – der üblichen ›Nicht-Fraktur‹, am schönsten in Kapitälchen, also besonderen, kleinen Großbuchstaben.)
    Zur Fraktur am PC braucht man zunächst die Schriften selbst, etwa die Breitkopf-Fraktur oder eine fette Fraktur für 167 Mark, am einfachsten aus dem Berliner »FontShop« (Rufnummer 030-695895, Fax 6928865), mit rund zwanzigtausend Schriften der Welt größter Computerschriftenhändler, dabei liebevoll auf alle Schriftsetzerwünsche eingehend. Gegründet 1989 in Berlin hat Fontshop heute Filialen in Amerika, Kanada, Japan, England und vielen anderen Ländern – eine deutsche Erfolgsstory für sich. Für den Privatgebrauch sehe man sich bei den Konkurrenten www.Fraktur.De oder www.Fraktur.com um.
    Man wählt entweder True-Type-Schriften oder geht über den Adobe Type Manager, für den es noch viel mehr Schriften gibt. (Adobe-Schriften sind sozusagen die professionellen Verwandten der ebenfalls skalierbaren, das heißt vergrößerbaren Microsoft- und Apple-»True-Type«-Schriften. Zunächst installiert man dann ATM, den »Adobe Type Manager«, dann die neuen Adobe-Schriften über den ATM, und nicht mit der Windows-Systemsteuerung und -Schriftart, wie man’s mit TTF-Schriften macht.)
    Wie auch immer installiert: Die neuen alten Schriften erscheinen danach prompt in Winword zur Auswahl, auch in jedem anderen Windows-Programm, nicht aber als Systemschrift, weil gewiß niemand Hilfe-Texte in Fraktur lesen will.)
    Nach diesen Präliminarien kann es gotisch losgehen: auf Klick mit Schriftauswahl und Tipp erscheinen in Winword die ersten Frakturzeichen am Schirm. Nur Achtung: blamieren sollte man sich dabei nicht, denn es gibt in der deutschen Fraktur neben s und ß noch ein drittes s, das »lange« ſ, gottlob wie das ß nur als Kleinbuchstaben. Dieses ſ, das aussieht wie ein f ohne Querstrich, ist sogar häufiger als unser übliches, schlangenförmiges Schluß-s. In Unicode-HTML (dieser Webseite) wird es mit ſ kodiert, siehe meinen »Tipp Unicode«, sonst findet man es unter Einfügen, Sonderzeichen. (Das lange ſ war schon seit etwa dem Jahr dreißig nach Christi üblich, in allen Sprachen, denn es ist sparsam im Platz und schnell geschrieben! überhaupt wurden Abkürzungen gerne genommen, etwa m mit einem Überstrich ¯ für mm.) Das lange ſ steht im »Anlaut«, also vorne oder in der Mitte, in ſehen und Erbſe, auch in festen Buchstabenverbindungen wie ſt und ſp, zum Beispiel in zum Beiſpiel; das Ringel-Schuß-s steht dagegen meist am Ende, im Auslaut von Silben, in Gans und Riesling etwa. Die »Richtlinien für den Schriftsatz«, neuerdings »Textverarbeitung«, »s-Laute im Fraktursatz«, im Duden beschreiben das genau, obwohl Werbegraphiker leider oft populistisch auf das lange ſ verzichten. So erkannte schon vor dreißig Jahren niemand mehr orthographisch richtige Oſtfrieſen mit langem ſ; man las stattdessen »Oftfriefen« – was das Haus Teekanne veranlaßte, das runde s mitten in den Frakturnamen ihres fixen Teebeutels zu setzen.

Nur Onno Behrends aus Norden kann’s richtig ...

Hat man nun glücklich das richtige s erwischt, ist die nächst höhere Kunst nur noch das Setzen von Ligaturen, engen Verbundbuchstaben, die in Fraktur beim ſt, ſs (sieht wie fs aus), ff, ch und ck und je nach Schrift bei manchen anderen möglichen Unterschneidungen (englisch kerning) vorkommen, damit sie aus einem Guß erscheinen und nicht nur zusammengeklebt. Unser ß ist so entstanden, als Ligatur von langem ſ mit rundem s, nicht mit z, wie viele glauben, obwohl’s ja danach aussieht und man auch SZ dazu sagt und ß anfangs auch damit in Großbuchstaben so umschrieb. (Heute noch ist ß in HTML-Kode ß). Das hintere, runde Ligatur-s sieht oft wie eine zackige 3 aus.
st    Daß man nach der alten Rechtschreibung st nicht trennen durfte, war zwar nicht die Folge dieser Fraktur-Ligatur (da hätten auch ff, fi usw. nicht getrennt werden dürfen!) aber doch einer üblichen Zusammenschreibung in alter Schreibschrift.
    Die Windows-Schriften lösen das Problem dieser zusätzlichen Buchstaben auf verschiedene Weise: Bei der fetten Fraktur gibt es zum Beispiel formal gleich zwei Schriften, eine mit dem langen ſ und eine mit dem runden s. Es empfiehlt sich, das Schreiben mit dem langen ſ aufzusetzen und anschließend überall dort auf die parallele Schriftart zu korrigieren, wo das runde s stehen muß – leider geht dieser Schriftwechsel nicht global mit finde und ersetze, zum Automatisieren muß man zuvor in ein anderes Sonderzeichen wandeln, Schrift wechseln, und dann dort weiter wandeln. Ein Tip: braucht man bei Winword zum Ersetzen ein Sonderzeichen, so sollte man es sich erst einmal in die Zwischenablage nehmen oder in »Suchen und Ersetzen« »erweitern« und dort eventuell »Sonstiges« anwählen. Vorteile des Verfahrens mit zwei Schriften: Rechtschreibprüfprogramme meckern nicht. Bei anderen, formal einfachen Schriften muß man über Einfügen Sonderzeichen das richtige s setzen. Auf jeden Fall sind auch Ligaturen möglich. (Bei den DS-Schriften von Delbanco wird formal jeweils nur eine Schrift verwendet. Frakturzeichen ersetzen dort selten gebrauchte andere, dazu gibt es einen Umsetzer, siehe unten. Lindenthal setzt trickreich besondere Frakturbuchstaben auf die – bei den meisten Frakturen nicht gegebene – Kursiv-Ebene.)
    Für die kurzen, edlen Texte, die man gotisch wird schreiben wollen, sollte man diesen Aufwand nicht scheuen – denn nichts ist schlimmer, als eine lieblose s-Blamage in Fraktur. Selbst unserem zweibändigen Brockhaus ist das in seinen Schriftmustern passiert: »Meiſter« steht einmal zuviel mit rundem s.

Soweit leicht ajouriert mein Artikel vom 16. Mai 1995 aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dr. Manfred Hösch aus Wien schrieb dann am 30. Mai in einem Leserbrief, daß laut »dem Paläontographen Karl Gladt« nach dem Krieg die gotische Druck- und Handschrift (Kurrent) nicht wieder aufgegriffen wurde, weil sie »als ausdrückliches Bekenntnis einer alldeutschen Gesinnung galt.«

Inzwischen habe ich am Samstag, 9. März 1996, für dreißig Franken auf dem Trödelmarkt in Straßburg den letzten Frakturduden aus dem Jahr 1941 ergattert, kann also in Zweifelsfällen Auskunft geben. Weitere Feinheiten, wie das schräg nach oben laufende = statt dem - als Trennstrich, die finden Sie gewiß selbst heraus.

Und inzwischen sind mindestens zwei freundliche, kleine Unternehmen dabei, eifrig mehr und mehr Frakturschriften zu bringen. Da gibt es die im Artikel genannten »Delbanco-Frakturschriften« bei www.Fraktur.com, kenntlich am ›DS-‹ vor dem Namen, mit einer fast stenographischen Tastenbelegung (Taste c bringt das ch als Ligatur, für das sehr seltene, alleinstehende c muß man $ drücken). Der Berliner Literaturkritiker und Essayist Hans-Georg Soldat hat für die DS-Zeichenbelegung ein Frakturumsetzer-Makro gemacht, genannt ›Ligaturix‹, zum Herunterladen (knapp 1,5 MByte, in derselben Datei gleich noch zwei Frakturschriften, womit ich die Überschrift über diesen Tipp gemacht habe, wie, steht unten!). Delbanco-Frakturschriften kosten je nach Zahl der Schnitte zehn bis höchstens hundert Mark.
    Bei www.Fraktur.De haben Friedemann, Volker und Vater Dipl.-Ing. Markwart Lindenthal auf eine normalere Tastaturbelegung ihrer ›F‹-Schriften geachtet, dafür die Fraktur-Sonderzeichen unter AltGr-Tasten gelegt. Ein trickreicher Tastaturtreiber für Windows macht Schreiben von Antiqua und Fraktur gleichermaßen angenehm. Der »Frakturmeister« korrigiert Ligaturen ein und weiß, welches S wo im Hausſchwein steht. Wer will, kann sich seine Frakturschriften, gleich welcher Herkunft, auf diese vom Arbeitskreis »Gebrochene Schriften auf Rechnern« empfohlene Belegung umstellen lassen – mit drei Euro je Schriftschnitt ist er dabei. Sogar eigene Zeichen »schneiden« einem die Lindenthals fü zehn bis dreißig Euro. Frakturschriften kosten dort fünf bis zwanzig Euro. Und der ›Keyboard‹-Treiber KBDFR.KBD ist so super, daß ich ihn (selbst ein wenig weiter-›gepatcht‹) schon wegen meiner »Gänsefüßchen« jeglicher ›Größe‹ gern dauernd, also auch ganz normal Antiqua-schreibend, nutze, siehe meinen extra Treiber-Tip! Inzwischen gibt es bei Fraktur.De sogar einen Tastaturtreiber für Windows NT und 2000. Die Treiber haben eine vollständige dritte und vierte Belegungsebene, die mit AltGr beziehungsweise AltGr+Umschalten zu greifen ist. Die innere Trennung von Minus (-) und Fraktur-Trennzeichen (=) gelang Lindenthal mit einem modifizierten Keyboard.drv.
    Über hundert Frakturschriften – und eine gratis – (allerdings nicht in »Einheits-« sondern in DS-Belegung) bietet Dipl.-Ing. Gerhard Helzel.

Zur Geschichte der Fraktur schreibt Albert Kapr in seinem 248seitigen Buch Fraktur (Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1993, Format 16x24cm, 68 Mark, gleich bestellen!) auf Seite 37 unter der in Zentenar-Fraktur gesetzten Überschrift Hintergründe der Schriftspaltung: Die Reformation gab den Anstoß. In den ersten Jahren ihres Auftretens galt die Fraktur als eine Schriftform Kaiser Maximilians. Sie verband sich in den Vorstellungen der Lesekundigen mit den Werken, in denen sie eingesetzt war, also mit dem Gebetbuch des Kaisers, mit dem Theuerdank, der Ehrenpforte und dem Triumphbogen. Druckwerke, die weniger ihres Textes wegen, sondern durch die Beteiligung der besten deutschen Künstler Anerkennung fanden. Schließlich hatte der große Schreibmeister Johann Neudörffer und der Drucker Dürers, Hieronymus Andreä, ihr die letzte Form gegeben, und sie war von Dürer selbst für den Druck seiner theoretischen Schriften ausgewählt worden. In der Geschichte der Schrift finden sich viele Beispiele, daß die von den Herrschern und ihren Höfen benutzten Formen der Schrift von den Schreibern und später den Druckern nachgeahmt wurden....

Ein schönes Glossar zur Schriftsetzerei bietet Jürgen F. Schopp in Finnland, ein mehrsprachiges findet sich hinter der reichen Seite www.irisa.fr/faqtypo. Alles über Frakturschriften bringt auch Luc Devroye in Montreal, aber nur englisch: http://cgm.cs.mcgill.ca/~luc/fraktur.html.

Über die neue Rechtſchreibung läſſt ſich trefflich ſtreiten. Frakturſchreiber neigen zu einem gewiſſen Konſervativismus – ich nun weniger. Jedenfalls kam die Frage auf: »Wie halten wirs mit dem neuen – konſequenten – ›ss‹ in ›dass‹?«
   Wenig bekannt iſt, daſs ſchon lange vor der letzten Rechtſchreibreform in Österreich von 1879 bis 1901 konſequent und amtlich »der Paſs« und »der Biſs« ſo geſchrieben wurden wie heute wieder. (Dieſe Schreibung ging damals auf Heyſe und Raumer zurück.) Heute ſchreibt man alſo wieder Paſs und naſs und daſs, das lange ſ zuerſt und dann das runde Schluſs-s, eben immer ſo, wenn ein kurzer Vokal dem ſs vorangeht; ſonſt ſetzt man das ſcharfe ß, etwa in Maß und Maßſtab. Mitten im Wort gibts kein rundes s, also sind Flüſſe und Küſſe, müſſen und Aſſel mit zwei langen ſ richtig – möglichſt mit Ligatur. Analoges gilt bei zuſammengeſetzten Wörtern, das neue Paſswort also ſo. Die Wachſtube läſſt ſich in Fraktur mit dem langen ſ gut von einer Tube
Bohnerwachs, einer Wachstube unterſcheiden. Viel Spaſs – was ich als Süddeutſcher, der Spaſs und Spaſſettln ſagt und nicht Spahas, penetrant mit ſs ſchreibe!

Maschinelles Lesen von Fraktur (OCR, optical character recognition) bietet Abbyy als FineReader XIX.
Der sagenhafte Tastaturtreiber
Mein Sprachtipp zum Schriftsatz
Mein Sprachtipp Sonderzeichen
Mein Tipp zu Unicode
Meine Geschichte des langen ſ
Das runde r
Tipps zum Lesen alter Schriften vom Oberösterreichischen Landesarchiv
Sütterlin-Übung
Sütterlin-Beispiel
Delbancos S-Regeln
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Fritz@Joern.Dewww.Joern.De – ©Fritz Jörn MIM

et cetera

Hier als Kuriosum noch das Et-cetera-Zeichen, aus Meyers Konverſations-Lexikon 1888-89*)
Die Deutung als Pseudo-Ligatur aus rund-r und c für »relinquo cetera« erscheint inzwischen als kreativ doch falsch, siehe Tschichold: Formenwandlugen des ET-Zeichens, dort ab Zeichen 49. Man beachte im Beispiel die schönen französischen Gänsefüße!

Brockhaus:

Fraktur, eine Schriftart, im weitesten Sinn jede gebrochene Schrift got. Stils, z.B. die um 1485 im Buchdruck auftretende Schwabacher, im engeren Sinn die aus der Urkundenschrift der kaiserl. Kanzlei bald nach 1500 entstandene Schrift (Deutsche Schrift), deren bes. Merkmal der Aufschwung (»Elefantenrüssel«) verschiedener Großbuchstaben ist. Diese F. wurde neben der Schwabacher die bevorzugte Schrift in Mittel-, Ost- und Nordeuropa. In Nord- und Osteuropa wurde sie seit dem 19. Jh. von der Antiqua verdrängt, in Dtl. durch Regierungsanordnung 1941 abgeschafft.

Antiqua, lat. die »Altschrift«, Schriftart in der ital. Renaissance in der 1. Hälfte des 15. Jh. entstanden, verdrängte allmählich die got. Schriftarten.

Muster unter Stichwort Schriften, p 405, wobei ein ſt in der »Gotischen« falsch gesetzt ist (»Meister«).

Wie ich Fraktur in die Überschrift gebracht habe? Als Laie? Erst einmal habe ich sie in der Schrift ›DS-Normal-Fraktur‹ (von Frau Delbanco) in Word gesetzt, schön groß, blau auf weiß. Dann habe ich die ganze Seite mit Alt-Druck in die Zwischenablage kopiert (›cut‹). Jetzt ein Grafikprogramm aufgerufen und mit ›paste‹, also Strg-v (oder Bearbeiten, Einfügen) dort eingebracht. Dann genau das Wort Fraktur umrandet und ausgeschnitten, sozusagen verschwinden lassen. Jetzt war exakt nur der Schriftzug »Fraktur« in der (stets unsichtbaren) Zwischenablage. Schließlich habe ich mit meinem Word 97 diese HTML-Seite hier geöffnet, bin mit dem Cursor an den Anfang gegangen, und habe die »Fraktur« mit Strg-v eingebracht, eine Zwei-Kilobyte-Gif-Datei. Bingo.

Dank Unicode können Sie seit dem 1.1.2001 hier auch das lange ſ sehen!
    Außer ſ (HTML: ſ) gibt es dort noch die Ligaturen ff: ff (ff), fi: fi (fi), fl: fl (fl), ffi: ffi (ffi), ffl: ffl (ffl), ſt: ſt (ſt) und st: st (st), die nicht einmal alle mit dem Internet-Browser immer ordentlich zu sehen sind, geschweige denn im Ausdruck ...Änlich geht es leider auch den Unicode-Frakturzeichen aus den mathematischen alphanumerischen Zeichen.
   Nach einem Vorschlag von William Overington liegen ct, ch, ck, fh, fj, ft, ll, tt und tz auf 59143 (U+E707) bis 59151 (U+E70F) und die folgenden Ligaturen mit führendem langem s (ſ) und b (ſb), ch (ſch, also Fraktur-sch!), h (ſh), i (ſi), k (ſk), l (ſl), langes s (also zwei lange s: ſſ), langes s i (zusammen damit ſſi) und langes s l (ſſl) auf 59216 (U+E750) bis 59224 (U+E758). Mehr darüber und noch mehr Overingtonsche Ligaturen auf meinem Tipp Unicode.

*) In Meyers Konverſations-Lexikon 1888-89
Abkürzungen

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Zu den Themen Fraktur in fremden Sprachen, Skalierung und Ligaturen in modernen Schriften scheibt mir der namhafte Experte Jürgen F. Schopp aus Finnland und schickt mir ein Straßenschild aus Prag (klickbar):
Strassenschild in Prag: Georgi-Gasse – vergrößern duch klickenPrimär und von der Entstehung her war und ist die Fraktur eine deutsche Schrift (bis einige Nazis – Hitler selbst war gar nicht so sehr für sie, dem passte sie nicht zu einem »modernen« Deutschland, wie er es sich wünschte; siehe »Nürnberger Kulturrede von 1934« – sie ideologisierten und damit in Misskredit brachten [siehe oben]). Dass sie im bikulturellen Böhmen und Mähren von den habsburgischen Behörden auch für das Tschechische verwendet wurde, liegt ja nahe – war sie doch damals die Gebrauchsschrift. Sie ist ja auch noch bis ins 20. Jh. in den skandinavischen Druckereien verwendet worden – gemäß dem benachbarten mitteleuropäischen Raum, aus dem man das Vorbild und die (materiellen) Druckschriften bezog.
   Hier noch ein paar Bemerkungen zur Skalierung: Bei Computerfonts bedingt die einfache Skalierung, dass größere Schriftgrade fetter, kleinere magerer als der Normalfont (12p) wirken, außerdem wirkt sich das Skalieren auf den optischen Zeichenabstand aus: bei kleineren Schriftgraden wirkt er enger, bei größeren weiter. Sie können sich ja mal ein kurzes Textstück in verschiedenen Graden ausdrucken.
   Auf die Frage nach Ligaturen in modernen Proportionalschriften meint Schopp: Die neue Rechtschreibung mit ihren Tripelgraphen würde allerdings Ligaturen sinnvoll machen: Schifffahrt, Stalllaterne und Schwimmmeister, da verwirren die Striche die Geister ... Aber wer hat denn schon die Zeit, in einem langen Text echte Ligaturen aus dem Expertfont einzufügen, und die Pseudoligaturen durch Kerning ... na, wir werden wohl damit leben müssen.