Herzogs Tip

Heute ein geklauter Tip aus erlesener Quelle, dem »Besten« (nicht: »dem das Beste«, siehe durchdeklinieren) vom November 1998, Seite 33. Da schreibt »der frühere Macher von Twen«, Wilhelm Herzog, in seinen »Wortklaubereien«:

Als die Oder über die Ufer trat und Mensch und Tier bedrohte, da rückte die Bundeswehr an zum Kampf gegen die Flut. In Presse, Funk und Fernsehen konnten wir damals lesen und hören: Die Bundeswehr habe Hilfestellung geleistet. Hat sie das wirklich? Ich bezweifle das! Denn, wie tut man das ? eine Stellung leisten? Gemeint sein konnte doch allenfalls: Die Bundeswehr hat Hilfe geleistet. Und wenn man es ganz einfach ausdrücken will: »Die Bundeswehr hat geholfen.« ... Das Sprichwort heißt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Nicht: Leiste dir selbst Hilfestellung, dann leistet dir Gott Hilfestellung.

Danach prangert Herzog noch weitere überdehnte Bilder an, etwa hochschraubbare Erwartungshorizonte, und bringt zum Schuß ein Quiz:

Wie heißt das folgende Sprichwort wirklich? »Wenn die Existenz eines Tatbestandes oder eines Vorgangs eine geraume Zeit in Anspruch genommen hat, macht sich die Erkenntnis breit, daß das eintretende und mit Interesse erwartete Ergebnis allgemein begrüßt wird, weil es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geeignet ist, die Hervorrufung einer positiven Meinung darüber zu bewerkstelligen.«

Soweit die Preisfrage. Jetzt wieder Jörn: Überhaupt kann ich gelegentliches Das-Beste-Lesen nur empfehlen. Obwohl ja große Themen aufgegriffen werden, sind die Artikel schön kurz. Die handelnden Personen, die Beispiele sind konkret; viel konkreter, als es für einen Schluß ins Allgemeine nötig wäre. Warum? Weil nur so der Leser glaubt, was da steht, und das Gefühl hat, er zöge selbst die Konsequenz.

Sie warten aber auf des Rätsels Lösung: Was lange währt, wird endlich gut.

Fritz@Joern.De - www.Joern.De - ©Fritz Jörn MIM

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