Goethe-Quintessenz

Ihr naht euch wieder? In die Ecke, Besen!
Luft! Luft! Clavigo! Meine Ruh’ ist hin.
Der König rief: Ich bin ein Mensch gewesen;
Das Ewig-Weibliche, das war mein Sinn.
Ein deutscher Mann mag keinen Franzen leiden,
Der andre hört von allem nur das Nein.
Ich weiß nicht, nur die Lumpe sind bescheiden,
Ein Werdender wird immer dankbar sein.

Mir graut’s vor dir, der Kasus macht mich lachen,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an;
Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen,
Der Morgen kam, kühl bis ans Herz hinan.
Prophete rechtsmein Herz was soll das geben?
Du sprichst ein großes Wort gelassen aus;
Das Wasser rauscht ins volle Menschenleben,
Ich denke dein, so oft er trank daraus.

Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen:
Der Page lief, man sieht doch wo und wie.
Was hör ich draußen? Fräulein, darf ich’s wagen?
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie.
Heißt mich nicht reden, schwankende Gestalten!
Man merkt die Absicht, dunkler Ehrenmann!
Durch Feld und Wald laßt mir herein den Alten;
Ich kenne dich, du siehst mich lächelnd an.

Er sah ihn stürzen, himmlisches Behagen!
Der Knabe kam und ward nicht mehr gesehn.
Die Sonne sinkt, du mußt es dreimal sagen.
Dies ist die Art, mit Hexen umzugehn.
Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen,
Von Zeit zu Zeit seh’ ich den Alten gern
...
Es muß sich dabei doch was denken lassen?!
Ergo bibamus! ist des Pudels Kern.

Soweit Goethe. Natürlich ist das ein Flickenteppich, aus dem Zusammenhang gerissen und frisch zusammengenäht; regt an, die eigene klassische Zitatensammlung aus dem Gedächtnis zu kramen. Mein alter Deutschlehrer aus Marquartstein, Faust-Kenner Heino Jahn, hat es uns vorgetragen. ’s ist ein »Cento« (sprich ital. »tschento«, hundert), eine Collage, eine Essenz aus Goethe-Zitaten.
   Die »Goethe-Quintessenz« entstammt dem Reclam-Taschenbuch »Deutsche Lyrik-Parodien aus drei Jahrhunderten« von Theodor Verweyen und Gunter Witting (Seite 102), 12 Mark (bestellen!). Dort (Seite 171) auch mehr zu Edwin Bormann (1851-1912). Er hat die Zusammenstellung »allen zitatenbedürftigen Gemütern gewidmet«. Inzwischen ist sie mehrfach im Internet zu finden. Von ihm gibt es auch eine Schiller-Quintessenz.

Ein überraschendes Goethe-Zitat auch im Tip »Alte, alte Wörter«.
Falls einige der Links nicht mehr zum Ziel führen, suche man beipielsweise (geduldig) im Projekt Gutenberg oben links in der »Texte«-Suche.

Fritz@Joern.De - www.Joern.De - ©Fritz Jörn MIM
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P. S. Vorsicht bei der Site Gedichte.De, da steckt ein Dialer (Anwahlprogramm) für 30 Euro je Anruf dahinter.