Das Haar

In den frohen fünfziger Jahren sind uns Deutschen die Haare ausgegangen, bis auf eines, sprachlich. Man sagt heute »dem Deutschen ist das Haar ausgegangen« und meint alle Deutschen und alle Haare. Ebenso taugen flüssige Haarwaschmittel, pardon »Schampons«, »Schampuns«, »Shampoos« und »Shampoons« (alles laut Duden - da sieht man mal wieder, daß die Rechtschreibreform bloß eine Schreibreform war ohne »Recht«), sie taugen nur mehr für ein ganz bestimmtes Haar, ein »fettiges«, »empfindliches« und so weiter.
Irgendwie klingen in der Einzahl verwendete Gattungsbegriffe so sicher, so stark und schlicht, nicht wahr? »Der Mensch denkt«, na, Sie wissen schon was folgt - das ist wie eine physikalisch allgemeingültige Formel, wie: »Das Volt leitet sich von
Volta ab.« Außerdem gibt es echte »Singularetantums« wie: das All, und das ist so groß! Weltalle gibt's nicht, oder doch?
Ich meine: Gerade wegen der starken Wirkung singulärer Verallgemeinerungen sollte man sie nur sparsam und bewußt einsetzen, verringern sie doch die Vielfalt, nicht nur der Haare.

Überraschen wird Sie mein Tip Haarewaschen mit Hilde Domin.
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