Falsche Sprache kann richtig sein - und ein bißchen Großschreibung

Muß Sprache immer ›richtig‹ sein? Deutsch ist nicht Mathe und läßt schon mal Fünfe gerade sein. Wer mit Logik an Sprache herangeht, der vergißt, daß Sprache vor allem von den Lesern oder Hörern verstanden werden muß. Und da kommt's nicht immer darauf an, daß der letzte Widerspruch ausgeräumt ist, daß, wenn ein Lösungsmittel die Lösung, ein Kopfwehmittel Kopfweh bringen müßte, positiv. Wir sagen ›Gute Besserung‹, meinen aber schnelle Besserung, doch wenn's von Herzen kommt, dann soll's sprachlich auch o.k. sein. Selbst das wenig schöne Wort ›Benutzeroberfläche‹ hat sich eingebürgert, obwohl nicht der Teint von Nutzerin oder Nutzer gemeint ist. Man stelle sich vor, das ›user interface‹ wäre unbedacht übersetzt worden zur ›Benutzerschnittstelle‹!

Die Sprachberatung der Gesellschaft für deutsche Sprache (0611-9995555, www.Geist.De) wurde unlängst gefragt, ob ein Dank an alle, die ›zum Tode unseres Mannes und Vaters‹ ihr Beileid geäußert hatten, ob da ›unseres‹ korrekt sei. Natürlich nicht, antwortete Franz Planatscher, die Sprachautorität (selbst aus dem Rätoromanischen stammend), es muß ›meines Mannes und meines Vaters‹ heißen, wenn Witwe und Sohn unterscheiben. Ich persönlich hätte es trotz Grammatikfehler bei ›unserem‹ Mann und Vater belassen, zwar falsch, aber schöner. Oder: Heißt (1) es »Die (2) Worte ›Frieden und Freiheit‹ werden inflationär verwendet« oder muß es heißen: »die Wörter...«? Natürlich muß es ›die Wörter‹ heißen, ›Worte‹ sind immer nur ganze Sätze, Wörter im Zusammenhang. Und doch: Gerade im Zusammenhang mit der edlen Floskel ›Frieden und Freiheit‹ paßt ›Worte‹, find' ich, besser...

Sprache lebt. Lassen Sie sich von sprachlichen Pfennigfuchsern (wie wir hier manchmal) nicht einen guten Text versauen. Wobei Ihnen bewußt sein sollte, warum Sie's so tun.

(1) Auch das erste Wort einer direkten Rede oder eines Ganzsatzes (selbständigen Satzes) nach einem Doppelpunkt schreibt man groß. Beispiele: Er rief mir zu: »Es ist alles in Ordnung!« Gebrauchsanweisung: Man nehme alle 2 (siehe 3) Stunden eine Tablette. Das Haus, die Wirtschaftsgebäude, die Scheune und die Stallungen: Alles war den Flammen zum Opfer gefallen.

Klein schreibt man dagegen, wenn man die Ausführungen nach dem Doppelpunkt nicht als Ganzsatz auffaßt. Das kann z.B. bei einer Aufzählung, bei speziellen Angaben oder Erklärungen der Fall sein. Beispiel: Er hat alles verspielt: sein Haus, seine Jacht, seine Pferde. (21. Duden Regel 59)

(2) Großschreibung gilt auch für das erste Wort eines angeführten selbständigen Satzes. Beispiel: Mit seinem ständigen »Das mag ich nicht!« ging er uns allen auf die Nerven. (21. Duden Regel 59)

(3) Früher mußte man Zahlen bis zwölf ausschreiben. Dazu aber unseren Tip: »Zahlen als Ziffern?«

Fritz@Joern.De - www.Joern.De - ©Fritz Jörn MIM

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