Briefe in ihrer schönsten Form

Die Form macht den Eindruck, den ersten. Hier ein paar Tips dazu:

Beginnen wir mit der Adresse. Sie müssen den Vornamen des Adressaten kennen, und wenn Sie den vorher eigens am Telefon erfragen! Sonst geht das Anschreiben daneben. Einem »Zu Händen Herrn Huber« sieht man an, daß Sie nicht seinen ganzen Namen kennen, schon gar nicht »Zu Händen Huber«. - Überhaupt diese »Hände«. Rechnen Sie nicht damit, daß noch jemand den feinen Unterschied kennt zwischen nur vom Adressaten persönlich zu öffnender Post (Name zuerst, dann Firma) und allgemein geschäftlicher Post (Firma zuerst, dann Name). Adressieren Sie Liebesbriefe von Hand, schreiben Sie »persönlich« drauf, dann weiß die Sekretärin, was es ist und guckt nicht hinein - was nicht heißen soll, daß Sie nicht auch einmal einer Sekretärin einen lieben Brief schreiben sollen...
    Zurück zum Geschäftsbrief: Mit »Sehr geehrter Herr...« oder »Sehr geehrte Frau« (nicht mehr »verehrte«, das dürfen nur Österreicher schreiben!) sind beide Seiten immer gut bedient. »Lieber« geht erst, wenn Sie den Adressaten schon etwas besser kennen, wenn er oder sie in derselben Firma arbeitet, und auch da nicht immer; »Lieber Herr Piëch« wäre eine Frechheit. Seien Sie in den seltenen Fällen, in denen es sich geziemt, förmlich; schreiben Sie sonst lieber freundlich-verbindlich.
    Förmliche Schreiben tragen bekanntlich zwei Unterschriften, die vom »Macher« rechts und die vom »Überwacher« links. Ein »wir« im Text bezieht sich dann natürlich auf die beiden, mehr noch, auf die ganze Firma, etwa ein »wir würden uns freuen...«. Schön, aber wie schreibe ich »ich«? »Bitte verständigen Sie den Rechtsunterzeichner, wenn Sie...« klingt verschroben. »Bitte verständigen Sie mich, Hans Huber, ...« ist schon besser. Sie können auch neutral setzen »Unser Herr Huber wird sich gerne mit Ihnen weiter...« und so weiter.
    Nennen Sie Namen, so sollten Sie auch im Text die Vornamen nennen: »Dazu trafen sich mit Ihren Damen und Herren Paul Adams, Bettina Blei und Frank Zinker unsere Herren Hans Huber, Frau Marianne Maier...« (Kompliziert, gell: im ersten Teil bei vielen Personen das »Damen und Herren« vorneweg und dann alphabetisch; im zweiten Teil, bei wenigen Personen, Herr und Frau bei der jeweiligen Person). Immer muß aber der - einmal genannte - Vorname auch nicht wieder vorkommen. Weiter unten darf es ruhig heißen: »Frau Maier betonte dann...«. Hype Journalisten zitieren ohnehin schon per »Kohl: ›21 ist zuviel!‹«
    Kommen wir zum Ende: Selbst, wenn Ihre Unterschrift leserlich ist, muß Ihr Name ordentlich getippt darunterstehen. Und bitte schämen Sie sich auch hier nicht Ihres Vornamens! Nur Leute, die partout ihr Geschlecht verheimlichen wollen, unterschreiben mit »H. Huber«. (Die korrekte Antwort wäre dann »Sehr geehrte Frau oder sehr geehrter Herr Huber«).
    Zum Schluß ein Streitpunkt: Kopieren Sie keine Faksimileunterschrift ein, mein' ich, selbst wenn's in Word noch so gut geht. Andererseits sieht's ja schön aus... Unterschreiben Sie selbst, von Hand, bei besseren Briefen mit Füllfederhalter, oder lassen Sie's sein. Gut ist blaue Tinte, sie läßt erhoffen, daß Sie persönlich zeichneten. Frauen dürfen violett... (Grün kommt nur in Behörden vor, und nur intern.) Trotzdem: Niemand wird Ihnen böse sein, wenn Sie etwa ein internes Schreiben oder ein Fax nicht signieren. Im Gegenteil: Jede Elektronik dankt es Ihnen mit schnellerer Übertragung.

Der edelste Briefschluß hier.
Siehe auch Briefe, die was wollen
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