»billig und heilsam« ist verschwunden.

Es ist in Wahrheit würdig und recht, billig und heilsam,
Vere dignum et iustum est, æquum et salutáre,
Dir immer und überall dankzusagen,
nos tibi semper et ubíque grátias ágere:

Heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott,
Dómine sancte, Pater omnípotens, ætérne Deus:

        und dann weiter:

Durch Christus, unseren Herren.
per Christum, Dóminum nostrum.

        oder zum Beispiel:

Mit deinem eingeborenen Sohne und dem Heiligen Geist
Qui cum unigenito Filio tuo et Spiritu Sancto
bist Du ein Gott, ein Herr.
unus es Deus, unus es Dominus.

Aus dem Eingangsgebet der Messe, der »gewöhnlichen Präfation« (lat. præfatio, Vorrede, Vorwort), ist seit der Liturgiereform 1969—1975 »billig und heilsam« verschwunden. In »Indultmessen« (seit 1984 möglich) mag es noch vorkommen, doch dann immer nur lateinisch.
   Nach dem »ewigen Gott« gab und gibt es zahlreiche Varianten der
Präfationen, je nach Anlass. Immer aber ist die Präfation ein feierliches Lob Gottes. Danach kommen die Sanctus-Rufe: heilig, heilig, heilig …
   Der Anfang mag ebenfalls leicht variieren. So heißt es neuerdings umgestellt: »In Wahrheit ist es würdig und recht, dir Herr, heiliger Vater, immer und überall zu danken durch deinen geliebten Sohn Jesus Christus.«

Doch immer fehlt das »billig und heilsam«! Schade, der Lobgesang wird kürzer, nüchterner, und ein Stück alter, gehobener Sprache ist auf immer vergangen. Ist es denn nicht mehr »heilsam«, Heil, Seelenheil bringend, Gott zu danken? Und »billig« ist es doch auch, sogar modern-wörtlich: Die Messe kostet keinen Eintritt. Man muss nicht einmal mehr am Sonntag früh aufstehen, man kann abends gehen. Der moderne Mensch versteht eben unter »billig« etwas, was wenig kostet, vielleicht sogar schlecht ist, minder. Das wollten uns die Kirchenväter nicht mehr sagen lassen über den Dank an Gott. Ob sie daran gedacht haben, dass »billig« inzwischen schon wieder passé ist, und man jetzt lieber »preiswert« sagt?
   Was das æquum im Lateinischen wirklich meint? Ich vermute so etwas wie: Es gehört sich einfach, es ist nur anständig, Gott im Gegenzug zu loben für seine Taten, seine Liebe. Als habe er Anspruch auf unser Lob, nicht in abgezählter Münze, sondern einfach als solches: Lob sei ihm für das, was er tut. Dass einem das schwerfällt, wenn einmal nicht alles so glatt läuft, ist eine andere Sache und hat mit dem Sprachlichen nichts zu tun.
   Ein paar juristische Stellen zu æquus habe ich gefunden: zu »Billigkeit«, zu »billigem Recht», zum »strengen Recht«. Dazu noch eine eher schwache Stelle zum Thema Präfation in der »Kathpedia«.
   Viel mehr kann ich nicht bieten. Das war auch nur eine Anregung, über »billig und heilsam« nachzudenken. In memoriam.

Zu ... zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf
Zu meinem Tipp »Gehobene Sprache und die Bibel« (Stichwort »Scheffel«)
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Korrespondenz

P. S. »Tridentinsche Messen«, »Indultmessen« – also lateinische Messen nach dem alten »tridentinischen« (trienter, von der Stadt Trient) Ritus von 1962 – findet man wie alles über Google, beispielsweise durch Suchen nach "Tridentinische Messe Bonn"