Volontariatsbestaetigung Friedrich Lange, Erste Bruenner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft
   
Diese Bestätigung verdanke ich dem Sohn von Friedrich Lange, Herrn Fritz Lange.
   Hier ein weiteres Dokument aus seiner Sammlung, aus Nikolsburg ein Zeugnis, womit Inhaber F. Lange der gleichnamigen »Spezial-Fabrik für Motore (sic!) und Maschinen« »bestätigt, dass Fritz Lange, geboren am 4. September 1911, in der Ferienzeit vom 5. Juli bis 26. August 1925 in meinen Werkstätten Abteilung Schlosserei und Dreherei praktisch tätig war, woselbst er sich mit Lust und Liebe der Arbeit widmete, sodass er durch seinen Fleiss und [seine] Geschicklichkeit meine vollste Zufriedenheit erworben hat.« Nikolsburg, tschechisch Mikulov, liegt an der Staatsstraße von Wien nach Brünn (heute E461) gleich hinter der tschechischen Grenze. Dazu schreibt mir Herr Lange aus Wien:
   »Nun möchte ich Ihnen noch die Geschichte erzählen, wie diese Dokumente überhaupt gerettet wurden! Denn mein Vater war im Krieg und wir, das heißt meine hochschwangere Mutter, meine Schwester und ich haben unsere Wohnung in Nikolsburg in der Wiener Straße im April 1945 Hals über Kopf verlassen und sind in einem Rotkreuzauto weiter nach Westen, zunächst nach Frain an der Thaya. Dort ist dann am 19. 4. 1945 mein Bruder zur Welt gekommen. Die Flucht ging dann mit dem neugeborenen Bruder weiter über die österreichische Grenze von Bauernhof zu Bauernhof, und nach Beruhigung der Lage sind wir dann erst nach Nikolsburg zurück.
   In der Zwischenzeit sind irgendwelche ›Goldgräber‹ (so bezeichnen die Tschechen jene Leute, die auf der Suche nach leicht verdientem Vermögen in die komplett deutsch besiedelten Gebiete gezogen sind) in unsere Wohnung eingedrungen und haben alles, was Ihnen wertlos erschienen ist, beim Fenster auf die Wiener Straße gekippt. Unter anderem eben auch sämtliche Dokumente meines Vaters! Da ist dann vom ersten Volksschulzeugnis in der Franz-Josephs-Jubiläums-Volksschule über die Brünner Zeugnisse, Führerschein, Autopapiere bis zu der besagten Bestätigung über die Ferialpraxis alles auf der Straße gelegen.
   Durch einen unglaublichen Zufall ist an diesem Tag meine Tante aus Göding über Nikolsburg nach Österreich geflohen. Natürlich hat sie ihr Weg über die Wiener Straße geführt und natürlich wollte sie nachsehen, was aus uns geworden ist. Uns hat sie nicht angetroffen, aber sie hat alle diese Dokumente an sich genommen und ist damit heil in Wien gelandet.
   Wir, das heißt meine Mutter, meine Großmutter und meine zwei Geschwister haben dann bis 1946 in Nikolsburg gelebt, versteckt in einem Mansardenzimmer im Haus meiner Großtante, die in der Zwischenkriegszeit durch Heirat zu einer österreichischen Staatsbürgerschaft gekommen ist. Irgendwie konnten wir alle nicht glauben, dass nach dem verlorenen Krieg das größte Unglück erst jetzt über uns kommen sollte. Mein Großvater mütterlicherseits war schon in Oberösterreich in der amerikanischen Zone, aber unsere ›Befreier‹ haben ihn dann an die Tschechen ausgeliefert, von denen er zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und auch tatsächlich so lange eingesperrt wurde!«